Problem des Monats (1)

Hin und wieder setze ich mich mit Hermann Weißauer beim freitäglichen Besuch unseres Schachklubs ans Brett, aber nicht, um eine Partie zu spielen, sondern um eine Idee für ein Schachproblem zu kreieren. Folgender Gedanke geisterte uns durch den Kopf. Bei einem Dreizüger hat Weiß zwei Probespiele, die Schwarz aber mit seinen Türmen parieren kann. In der Lösung werden die schwarzen Türme so gelenkt, dass sie sich gegenseitig verbahnen, worauf die Probespiele durchschlagen. Ziemlich rasch hatten wir ein viel versprechendes Schema gefunden und ausgearbeitet, die Fertigstellung der Aufgabe erforderte aber noch viel Fleiß und die Mithilfe eines befreundeten Problemisten aus Dresden.

Franz Pachl & Hermann Weißauer

& Sven Trommler

Schach 2008

1.-2. Preis

PDM1

#3 (16+9)

Weiß möchte 1.Sb8? mit der Drohung 2.Sxc6# spielen, was aber noch an 1.- Txb8! scheitert. Ebenso schlägt 1.Tc3? mit der Drohung 2.Tc4# wegen 1.- Txe2! noch nicht durch. Die schwarzen Türme müssen von b8 und e2 weggelenkt werden, und das gelingt mit dem Schlüsselzug 1.d6! und der Drohung 2.Td5+ cxd5 3.c6#. Jetzt ist Schwarz gezwungen, seine beiden Türme nach f5 zu ziehen, um dem wTg5 den Weg zu versperren. Nach 1.- T8f5 ist nun 2.Sb8 (droht 3.Sxc6#) spielbar, da auf die Königsflucht 2.- Ke5 3.Dxg7# folgt, weil der sTf8 in eine Fesselung gezwungen ist und seinem Kollegen auf f2 gleichzeitig den Weg nach f6 versperrt. Analog verläuft 1.- T2f5, worauf Weiß mit 2.Tc3 (droht 3.Tc4#) fortsetzt, die Königsflucht 2.- Kxe4 beantwortet Weiß mit 3.Tg4#, da nun der sTf2 gefesselt ist und seinem Kollegen den Weg nach f4 versperrt. Das Nebenspiel lautet 1.- Le5 2.Sxe5 3.Sxc6# und 1.- Tb8 2.Sxb8 3.Sxc6. Es gibt noch die feine Verführung 1.dxc6?, die aber an 1.- Le5 scheitert, weil 2.Sxe5 wegen Blockade des Mattfeldes c6 nichts bringt. Der Preisrichter bescheinigte unserem Werk große strategische Tiefe zum Thema Fesselungen.

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